Hausboot mieten in der Franche-Comté- ein Kurztrip
Gray – Start der dreitägigen Hausboottour in Franche-Comté
Die Basis in Gray, die zur Saison 2018 geschlossen hat, ist unser Ausgangspunkt für unseren Urlaub in Frankreich mit dem Hausboot.
Die kleine Stadt an der Saône, rund 50km von Dijon entfernt, ist ein Besuch wert. Anzuschauen gibt es hier neben der Basilika und dem Schloss, ein Theater im italienischen Stil oder das Rathaus mit seinem Dach aus glasierten Kacheln. Ob man sich im Baron Martin Museum für Kunst und Archäologie eine Sammlung von Gemälden und Skulpturen vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert anschaut oder mit der Familie eine Aktivität wie Gokart- oder Kanufahren unternimmt, hier gibt es unglaublich viele Orte zu entdecken. Ein Picknick in der Orangerie von Arc-lès-Gray oder die vom Touristenbüro organisierte zweistündige Stadtbesichtigung, die versteckte Schätze der Stadt zeigt wie zum Beispiel die drehbare Wendeltreppe, die einen geheimen Raum verschließt oder die Hinterhöfe, in denen historische Architekturdetails zu sehen sind, bieten einen Einblick in die schöne Stadt.
Nach unserer Bootseinweisung haben wir uns im nahegelegenen Supermarkt erst einmal um unseren Proviant gekümmert, da es unterwegs nur eingeschränkte Möglichkeiten hierzu gibt.
Wer ein nettes Restaurant für den ersten Abend sucht ist im Le Crato gut aufgehoben.
1. Fahrtag: Gray – Ray-sur-Saone
Nach frischen Croissants und Baguette am nächsten Morgen fahren wir bei schönstem Wetter stromaufwärts los. Es ist ein herrliches Fahrgebiet: Die kleine Saône schlängelt sich durch eine Landschaft, die von saftigen Weiden, üppigen Wäldern und kleinen Ortschaften geprägt ist. Entspannung macht sich breit. Lebhafte Dörfer mit großem Angebot an Aktivitäten oder Geschäften gibt es hier nicht, dafür aber Natur pur!- das macht dieses Fahrgebiet aus!
Der wunderschöne Fluss mit seiner Natur steht im Mittelpunkt unserer Reise nach Frankreich mit dem Hausboot. Die Region ist nicht sehr touristisch, man trifft also immer auf Einheimische. Ein paar Kenntnisse der französischen Sprache sind also hilfreich, aber kein Muss.
Sattes Grün in vielen Schattierungen, blühende Rapsfelder in knallgelb und ein blauer Himmel mit weißen Schäfchenwolken bestimmen unsere Kulisse über weite Strecken entlang der Petite Saône. Dazu ein fast leerer Wasserweg – die Boote, die uns entgegen kamen, kann man an einer Hand abzählen!
Meine Mitfahrer waren allesamt Hausbootneulinge. Die kleine Saône ist für Fahranfänger sehr zu empfehlen, da der Fluss wenig Strömung hat und genug Platz bietet für anfängliche Zickzackkurse. Alle Schleusen sind automatisch und einfach per Drehung eines Seiles in der Flussmitte und einer Stange in der Schleusenkammer zu bedienen. An vielen Stellen kann man einfach am Ufer mit Pflöcken festmachen und auch zum Baden eignet sich das Gewässer. An manchen Stellen gibt es sogar richtige Badestrände.
Unser erster Halt nach Abfahrt in Gray war nach rund 4 Std. Fahrzeit der Port de Savoyeux, ein gut ausgestatteter Hafen mit Café und kleinem Geschäft. Kurz vorher passiert man den 640m langen Tunnel de Savoyeux.
Tunnelfahrten sind ein besonderes Erlebnis für jeden Hausbootfahrer, denn diese findet man nicht in jedem Fahrgebiet. Mit dem Fahrrad oder zu Fuß geht es schnell in den Ort Savoyeux, wo man ein altes Waschhaus und eine Ziegenkäserei anschauen kann. Das Bistro Chez Berthe soll laut Reiseführer gut sein, wir hatten uns jedoch für ein leckeres Mittagessen an Bord entschieden.
Am Nachmittag machen wir uns wieder auf den Weg – unser Ziel: Ray-sur- Saône. Statt der Dérivation, einem geraden Kanalstück, nehmen wir den Umweg über den kurvigen Flusslauf. Das dauert zwar länger, der Weg ist es allemal wert, denn der Fluss und seine Ufer zeigen sich hier von seiner schönsten Seite.
In Ray-sur-Saône gibt es einen idyllischen Anleger vor einer Picknickwiese für ca. 4-5 Boote. Hier gibt es weder Strom noch andere Einrichtungen, aber die traumhafte Lage entschädigt dafür. Achtung bei der Einfahrt: Unbedingt auf die Betonnung achten, in der Fahrrinne bleiben und die Kamera bereithalten!
Das aus dem 10. Jahrhundert stammende Schloss thront am Hang über dem Dorf und die Kulisse gibt ein super Fotomotiv ab.
Ray-sur-Saône ist ein hübsches, verschlafenes Dörfchen mit großem Charme. Bei einem Spaziergang kann man die gotische Kirche, das Waschhaus, die Mühle sowie die historischen Häuser einschließlich des aus dem 16. Jahrhundert stammenden Mönchhauses besichtigen. Vom angrenzenden Park hat man einen wundervollen Panoramablick über die Saône.
Gleich um die Ecke des Anlegers befindet sich das Restaurant Chez Ivette. Ein liebevoll individuell eingerichtetes Lokal, in dem Ivette mit ihrer Tochter Hausmannskost anbietet. Laut Karte gibt es auch Bisonfleisch von Tieren, die im nahe gelegenen Dampierre gezüchtet werden. Wir hatten einen sehr schönen Abend bei Lammeintopf, Jura-Wein und hausgemachter Pastete.
2. Fahrtag: Ray-sur-Saone – Soing – Scey-sur-Saone
Den Ort Soing erreicht man über einen Flussarm. Vor der Brücke ist Schluss, hier befindet sich auch der Anleger. Wieder ein wunderschönes Stück Fluss, die Ufer umrahmt von wilden Waldstücken, in denen Baumstämme ins Wasser ragen, Reiher ihre Nester haben und sich das Waldleben sich selber überlassen ist.
Soing bietet neben einem idyllischen Anleger (mit Wasseranschluss) an einer schönen Picknickwiese mit Spielplatz, ein kleines Lebensmittelgeschäft, eine Kirche und ein 16 Meter hohen Nachbau des Eiffelturms, der anlässlich eines Europa-Festes errichtet wurde. Wir folgen dem Tipp einer Einheimischen mit dem Fahrrad über Hügel und durch blühende Rapsfelder in den nahegelegen Wald zu fahren um die alte Waschstelle zu besichtigen an dem früher die Dorfbewohner ihre Wäsche gewaschen haben.
Über den schönen Flussarm zurück ging es schließlich nach Scey-sur- Saône, unserem Endpunkt. Auf dieser Etappe erlebten wir ein weiteres Highlight der Strecke: der Tunnel von St. Albin mit seinen 681m Länge, einst von Napoleon in Auftrag gegeben, um die beiden Flussarme der Saône zu verbinden. Dieses bemerkenswerte Bauwerk entstand zwischen 1838 und 1843 und steht heute unter Denkmalschutz. Der Tunnel hat eine imposante Einfahrt, eine S-Kurve macht die Sache spannend!
Sobald man den Tunnel hinter sich lässt, erreicht man schnell den Hafen von Scey-sur- Saône, der am Kanal liegt. Hier hat man Strom und Wasser sowie sanitäre Einrichtungen in einem neuen Waschhaus. Wesentlich idyllischer liegt man direkt beim Ort oberhalb der Brücke neben dem Wehr, aber wir wollten uns den Umweg über den Fluss sparen, da wir am nächsten Morgen ja wieder zurückfahren mussten. Somit nahmen wir den Spaziergang von rund 20 min. vom Hafen in den Ort in Kauf. Der Weg ist nachts auch beleuchtet.
Im Ort gibt es einen Supermarkt und direkt an der Brücke die großartige Bäckerei `A l'Ancienne Mairie´, bei der man unbedingt ein paar Petite Four, Macarons oder eine Tarte mitnehmen sollte.
Den Abend verbrachten wir im Restaurant „Les Deux Ports“ direkt am Hafen. Das Essen war bei weitem besser als es der erste Eindruck vermuten ließ. Und es war von Einheimischen gut besucht, ein gutes Zeichen.
3. Fahrtag: Scey-sur-Saone - Gray
Schade, wir alle wären gerne weiter bis zur nördlichsten Le Boat Basis im Burgund in Fontenoy le Chateau gefahren, allein schon, um zu sehen, wie sich der Fluss stromaufwärts verändert je weiter man Richtung Quelle fährt und die Stille und Natur noch ein bisschen mehr zu genießen. Aber wir hatten nur eine Kurzstrecke gebucht und mussten zurück. Die 8,5-stündige Rückfahrt sind wir in einem Stück gefahren mit einer Pause wieder in Ray-sur-Saône, weil es uns an dem Anleger so gut gefallen hat. Da wir es bis zur letzten Schleusung vor Gray zeitlich gerade noch geschafft haben, verbrachten wir die letzte Nacht wieder an der Le Boat Basis in Gray. Diesmal haben wir ein gutes Essen im Restaurant Le Mastroquet gleich an der Brücke genossen.
Mein Tipp zum Abschluss
Einen Tag in der Hauptstadt Dijon sollte man unbedingt mit einplanen, sie ist wirklich sehenswert. Ich war sehr überrascht über die junge, offene Atmosphäre, die zahlreichen Geschäfte und netten Straßencafés, die schattigen Parks und die überall präsente Fachwerkarchitektur.
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